Während vor zehn Jahren gerade einmal jede fünfte Familie Ökostrom bezogen hat, ist es laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft [6] mittlerweile jeder zweite Haushalt der für fossilfreiem Strom bezahlt. Was liegt da näher als auch einen Hoster zu wählen, die oder der auf Windkraft, Sonnenenergie oder Wasserkraftkraft setzt? Großartig! Aber was braucht man noch für grünes Hosting? Wir zeigen dir vier Indikatoren, die für grünes Hosting wirklich wichtig sind.
1. Grüner Strom
Wie schon eingangs geschrieben, ist Ökostrom auch in der IT ein sehr wichtiger Faktor. Ein Server, der ohne Ökostrom betrieben wird, verursacht in seinem typischem Lebenszyklus (5 Jahren mit 30 % Auslastung) ca. 4 Tonnen Kohlenstoffdioxid-Äquivalente (CO2 eq) [1]. Allein 3,5 Tonnen fallen durch den Strombedarf an.
2. Standort
Doch Strom geht immer den Weg des geringsten Widerstandes. Daher kommt nicht immer grüner Strom aus der Steckdose, auch wenn du dafür bezahlst. Steht dein Rechenzentrum zum Beispiel in der Nähe eines Kohlekraftwerks, so sorgt letzteres häufig dafür, dass deine Homepage genug Energie bekommt – selbst wenn dein Provider für Wasserkraft zahlt. Dies hängt mit den Herkunftszertifikaten und Emissionshandel zusammen, sodass es unerheblich wird, wo Emissionen in die Atmosphäre steigen, zumindest so lange nicht jede:r Ökostrom bezieht. Denn auch der Netzausbau ist in Europa nicht so weit, dass alle von Wasserkraft aus Skandinavien profitieren können. Deshalb ist es wichtig, sich den Standort des Rechenzentrums in dem deine neue Homepage zu Hause ist, einmal genauer anzusehen: Wie hoch ist der regionale Anteil der erneuerbaren Energien vor Ort? Gibt es ausreichend Stromtrassen?
Ein weiterer Faktor für die Standortwahl ist das Klima
Denn Server sind wie die alten Glühbirnen – diese erzeugten (bis sie vom Markt genommen worden sind) mehr Hitze als Licht. Server erzeugen zwar kein Licht, aber produzieren bis zu 150 Watt Heizleistung [3] und müssen daher gut gekühlt werden. Das machen in der Regel Kältemaschinen, die reichlich Strom brauchen. Doch je kühler die Außenluft ist, desto weniger Kühlleistung muss eine Kältemaschine leisten. Also noch ein Grund auf die Landkarte und die regionale Durchschnittstemperatur zu schauen!
3. Effizienz
Hosting ist eine komplizierte Sache – Server müssen immer verfügbar, gut erreichbar und dürfen nie langsam sein. Das stellt Admins und Rechenzentrumsbetreiber:innen vor viele Herausforderungen. Daher wird lieber geklotzt als gekleckert; also lieber zu viel als zu wenig Rechenleistung zur Verfügung gestellt oder die Klimaanlage etwas kälter gestellt als nötig.
Ökostrom sparsam einsetzen
Doch grüner Strom ist selten und wenn man bedenkt, was wir damit in naher Zukunft alles machen wollen, um die Klimakrise zu überstehen, müssen wir jetzt anfangen, auch grünen Strom zu sparen! Laut der aktuellen Studie des Schweizer Bundesamts für Energie BFE [4] gibt es ein 46-prozentiges Energie-Einsparungspotential. Also statt 16 Mrd. Kilowattstunden könnten deutsche Rechenzentren nur 9 Mrd. Kilowattstunden verbrauchen – allein durch effizientere Nutzung der Technik (Server, Backups und Netzwerkkomponenten) sowie der Infrastruktur (wie Kühlung, Notstrom und unterbrechungsfreier Stromversorgung).
Worauf du als Kund:in Einfluss nehmen kannst
Auf Vieles hast du als Kund:in zwar kein Einfluss, aber jedes Rechenzentrum hat einen „Power Usage Effectiveness“ kurz: PUE -Wert, an dem du dich orientieren kannst. Dieser sollte nahe 1.2 oder darunter liegen.
Zudem hast du die Wahl, wie ressourcenschonend deine Homepage zur Verfügung gestellt wird. Virtualisierung ist das Zauberwort. Diese ermöglichen den Server in Virtuelle Maschinen (KVM) aufzuteilen zu lassen. So werden aus einem großen Server viele Kleine, auf denen sich die Last besser verteilen lässt. Außerdem kannst du deine E-Mails und Homepage optimieren. Je weniger Ressourcen du im Internet benötigst, desto weniger Server und Infrastruktur muss das Rechenzentrum zu Verfügung stellen.
4. Klimabilanz führen und ausgleichen
Schaut man in die Werbung oder in die sozialen Medien sollte man glauben, dass Förster derzeit der häufigste Beruf ist. Man liest: „Für jeden geschlossenen Vertrag pflanzen wir einen Baum“. Aber reicht das? Die meisten Berechnungen beziehen sich nur auf den Stromverbrauch des Internets – ist es dann schon klimaneutral, wenn alle Ökostrom verwenden?
NEIN! Denn ein Rechenzentrum muss aus Beton und Aluminium gebaut werden. Für Server, Netzwerktechnik und sogar die Kabel müssen Metalle, seltene Erden und Kunststoffe abgebaut, recycelt, montiert und transportiert werden. Wer sich schon mal bei NAGER IT die Lieferkette[5] einer einzelnen Computermaus angesehen hat, kann sich vorstellen welcher CO2-Fußabdruck ein Webserver hat!
Doch was kannst du da machen?
Achte darauf, dass bei deinem Provider die gesamten Emissionen ausgeglichen werden. Außerdem ist es wichtig, wie lange Server verwendet werden. Jedes Jahr, in dem ein Server länger genutzt wird, verringert sich der CO2-Fußabdruck um 20 % – aber nur bei 100 % fossilfreiem Strom.
Unsere Checkliste:
PS: Solltest du mit dieser Checkliste bei deinem Provider:in anklopfen, teil uns gerne die Ergebnisse mit.
Quellen:
[1] https://www.heise.de/newsticker/meldung/Fujitsu-berechnet-CO2-Fussabdruck-fuer-Rechner-und-Server-1146937.html
[2] https://www.borderstep.de/wp-content/uploads/2021/03/Borderstep_Rechenzentren2020_20210301_final.pdf
[3] https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/energie/ein-internet-server-im-keller-beheizt-ganzes-haus/
[4] https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/66076.pdf
[5] https://www.nager-it.de/static/pdf/lieferkette.pdf
[6] https://www.bdew.de/presse/presseinformationen/zahl-der-woche-mehr-als-die-haelfte-aller-wohnungen-in-deutschland/